Qualitätskriterien

Das Etablieren von Beteiligungsmechanismen für junge Menschen ist zwar ein Anfang, diese gewährleisten für sich allerdings noch keine nachhaltige Wirksamkeit. Allzu oft bleiben Beteiligungsverfahren ohne sichtbares Ergebnis. Wer dies vermeiden will, sollte bei der Planung und Organisation folgende Qualitätskriterien beachten.

Authentizität

Maßnahmen für die Stärkung von Jugendbeteiligung müssen gewollt, sprich ausdrücklich gewünscht, und echt sein. Entscheidungsspielräume sollten verbindlich kommuniziert und eingehalten werden. Wer junge Menschen nur einlädt, um einen schönen Pressebericht zu erhalten, betreibt „Scheinbeteiligung“. Authentizität bedeutet auch, dass Kinder und Jugendliche bei der Themenfindung beteiligt werden, oder diese im besten Falle sogar selbst durchführen. Erwachsene sollten unterdessen die Belange junger Menschen ernst nehmen und sich mit dem Thema und den Meinungen auseinandersetzen. Wichtig ist dabei eine Kommunikation auf Augenhöhe zwischen allen Beteiligten zu gewährleisten und ausreichend Ressourcen, wie Personal, Material und Budgets zur Verfügung zu stellen. Ergebnisse und das Engagement werden anerkannt und wertgeschätzt.

Zugänglichkeit

Jugendbeteiligung sollte im besten Fall allen möglich sein und sich an eine breite Zielgruppe richten. Die Gefahr ist groß, diejenigen junge Menschen einzuladen, die ohnehin engagiert und damit für Erwachsene „einfach erreichbar“ sind. Empfehlenswert ist es, Kanäle zu nutzen, über welche die Zielgruppe auch erreicht werden kann und über welche möglichst viele Partner*innen eingebunden werden können. Der Rahmen, in welchem Jugendbeteiligungsmaßnahmen ausgearbeitet werden, sollte der Lebenswelt junger Menschen angepasst sowie eine angstfreie Atmosphäre geschaffen werden. Nur so gelingt es, möglichst viele junge Menschen für Beteiligung zu begeistern. Hilfreich ist ein attraktiver Zugang aus der Methoden-Kiste, welcher möglichst alle Interessen berücksichtigt und zielgruppengerecht ist. Die Kommunikation sollte für alle verständlich sein und Kinder und Jugendliche bestenfalls schon in der Planung von Partizipationsvorhaben miteinbezogen werden.

Ergebnisorientierung

Landen die Ergebnisse eines Beteiligungsvorhabens in der Schublade, dann ist dies nicht nur schade um die investierte Zeit. Es macht das Erlebnis für die jungen Menschen auch zum besten Beispiel dafür, dass sich aktive Beteiligung nicht lohnt bzw. nicht möglich ist. Es spielt eine große Rolle, dass Ergebnisse von Jugendbeteiligungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche erfahrbar sind und mit ihrem Engagement in Verbindung gebracht werden. Durch die Beteiligung an der Umsetzung lernen junge Leute den Wert bürgerschaftlichen Engagements kennen und streben eine weitere und eigenständige Beteiligungan der Umsetzung an. Wenn erlebt wird, dass der eigene Aufwand Früchte trägt und wertgeschätzt wird, wird die persönliche Motivation nachhaltig gesteigert.

Transparenz

Es ist besonders wichtig, dass zu jedem Zeitpunkt und in jeder Phase der Planung Transparenz gewährleistet wird. Dabei sollte das Ziel schon im Vorfeld klar und realistisch formuliert, und der Entscheidungsspielraum ausreichend groß ausgelegt sein. Es kann sinnvoll sein, bei langen Prozessen Teilziele zu formulieren, um Zwischenerfolge zu ermöglichen. Es trägt maßgeblich zur Transparenz bei, wenn die Entscheidungen Erwachsener im Hintergrund aufgezeigt und verständlich kommuniziert werden. Durch eine gemeinsame und gesonderte Prüfung kann kontrolliert werden, ob (Teil)Ziele auch wirklich erreicht wurden. Hier ist Offenheit das Gebot der Stunde.

Konstruktivität

Im gesamten Prozess der Jugendbeteiligungsvorhaben sollten Kinder und Jugendliche einen persönlichen Ertrag für sich feststellen können. Die Erfahrung der Wirksamkeit ihres Engagements kann durch konkrete Ergebnisse erzielt werden. Zudem können positive Effekte sein, dass Beziehungen zwischen Peers und Erwachsenen aufgebaut und intensiviert werden können. Ziel von Jugendbeteiligungsmaßnahmen im Sinne der Konstruktivität ist es zudem, dass alle Beteiligten – junge Menschen und Erwachsene gleichermaßen – qualifiziert werden und an Kompetenzen gewinnen, wie beispielsweise die Artikulation von und das Einstehen für eigene Bedürfnisse. Bestenfalls entwickeln und stärken sich die gesamten Beteiligungsstrukturen.

Kontakt

  • Moritz Eicher
    Referent für politische Bildung und nachhaltige ländliche Entwicklung
    0 22 24. 94 65-42
  • Wissen wie?

    Fortbildung Moderation

    Du willst wissen, was ein Moderations-Wunderwuzzi alles können muss? Wir zeigen es dir.
    (5.-7. November, Darmstadt)

  • 10 Thesen

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