Verbandsentwicklung
Seit einiger Zeit fragen sich immer mehr (Jugend-)Verbände, inwieweit sie sich auf veränderte Lebensbedingungen ihrer Mitglieder einstellen müssen. Manchmal geht es hierbei bereits um existenzielle Fragen, wenn z.B. die Zahl der Mitglieder rapide sinkt. Aber auch diejenigen, die (noch) gut dastehen, merken, dass es immer schwerer wird, Mitglieder für ein aktives Engagement in einem Ehrenamt zu gewinnen.
Nicht zuletzt „Fridays for Future“ haben einer breiten Öffentlichkeit gezeigt, dass Sorgen um eine unpolitische und faule Jugend unbegründet sind! Und auch wir erleben tagtäglich in unserer Arbeit höchstengagierte junge Menschen, die sich für ihre Interessen und die Bedürfnisse anderer stark machen und etwas auf die Beine stellen. Verändert aber haben sich die Erwartungen an ein mögliches Engagement: Verbandsleitungen und -mitarbeiter*innen beklagen die mangelnde Bereitschaft, sich für einen längeren Zeitraum für ein klassiches Ehrenamt zu verpflichten. Grund hierfür ist unter anderem ein Wandel der Lebensumstände junger Menschen. Schule, Ausbildung und Studium verlangen ihnen nicht nur mehr zeitliches Investment, sondern auch ein großes Maß an Flexibilität ab. Man spricht allgemein von einer Verdichtung der Jugendphase. Selbst wenn sie wollten, junge Menschen können oft gar keine langfristigen Zusagen machen.
Zu vielen jungen Menschen passt daher eine projektorientierte Form des Engagements besser als ein Ehrenamt. In einem befristeten und damit überschaubaren Zeitraum können sie sich intensiv für eine Sache stark machen und ihre ganze Motivation und Kreativität einbringen. Entsprechende Angebote von NGOs und Freiwilligenagenturen haben einen guten Zulauf. Ist dies auch ein Modell für die Verbände?
Diese Frage steht exemplarisch für viele weitere Zukunftsherausforderungen der Verbände. Alle haben gemeinsam, dass es eben nicht nur um ein neues, zusätzliches Angebot, einen generalüberholten Außenauftritt oder die Entwicklung einer ansprechenden Kampagne geht. Hiermit haben die Verbände Erfahrungen und tun all dies in regelmäßigen Abständen mit Erfolg. Wer sich auf die veränderten Lebensumstände seiner Zielgruppe einstellen will, der stellt immer auch eine grundsätzliche Existenzfrage: Wer sind wir? Was ist unser Auftrag? Wie erreichen wir ihn?
Um beim Beispiel des projektorientierten Engagements zu bleiben: Dieses wird in umfassendem Maße die Arbeit der Verbände verändern. Aufgaben werden nicht mehr in Ämtern und Zuständigkeiten, sondern eher in Form attraktiver Engagementsangebote gedacht werden. Rollen werden sich verändern, Maßstäbe des Erfolges sich anpassen und Formen der Identität sich wandeln.
Wer die hierfür nötige Innovation anregen, Aufgaben im Blick behalten und entstehenden Ängsten begegnen will, der braucht einen guten und längerfristigen Überblick. Mit Methoden der Organisationsentwicklung und des Change Managements unterstützen wir euch dabei. Und wir bringen Erfahrungen und Eindrücke aus der Begleitung anderer Gruppen mit, die Ausgangspunkt bzw. Anregung für eure eigenen Ideen sein können.